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92 GESELLSCHAFT
Dr. Gerrit Himmelsbach Spessartmythen VI:
22.05. 1-mal Mo. 18:00-19:30 2 UE 1020243d 10,00 € Jagd auf Wildschwein, Hirsch und Auerhahn
Online Direkt in Verbindung mit dem Begriff Wald steht die Jagd. Vom Mit-
telalter bis ins 19. Jh. war sie dem Adel vorbehalten. Die frühesten
Autoren von Spessarthistorien waren Förster – und so ist es kein
Wunder, dass die ersten Bauern dort als „Jagdfröner“ angesiedelt
wurden. Tatsächlich bedeuteten im Spessart durchgeführte große
Jagdfestveranstaltungen einen enormen personellen Aufwand, doch
ist dies erst ab dem 16. Jahrhundert nachweisbar. Die dann in Mode
gekommenen Hofjagden waren mehr ein gesellschaftliches Ereignis
als waidgerechte Pirsch. In einem umzäunten Areal war der fürstliche
Hof auf einem Podest versammelt, von dem aus die wehrlosen Tiere
aus nächster Entfernung erlegt wurden. Ähnlich ging es noch Anfang
des 20. Jh. bei der Jagd des Prinzregenten Luitpold zu, der sich in
Rohrbrunn ein Jagdschloss erbauen ließ.
Dr. Gerrit Himmelsbach
10.07. 1-mal Mo. 18:00-19:30 2 UE 1020246d 10,00 €
Online
Spessartmythen VII:
Karl der Große, Barbarossa, Goethe, Napoleon –
alle waren da
Ein Mittelgebirge so nahe bei Frankfurt/Rhein-Main sah und sieht
auch berühmte Persönlichkeiten vorüberziehen, von denen die eine
oder andere Spuren hinterlassen hat. Karl der Große ist an den Rand-
bereichen präsent, im Westen mit dem Karlstein und im Osten durch
Kloster Neustadt am Main. Kaiser Friedrich I. Barbarossa gründete
mit Gelnhausen eine Kaiserpfalz, wo er Reichstage abhielt und von wo
er zur Jagd in den Spessart aufgebrochen sein soll. Goethe hatte es
als Frankfurter nicht weit. Zumindest ein Ereignis bei seiner Durch-
reise auf der Reichsstraße an der Kinzig bleibt bis heute rätselhaft.
Spessartmythen IV: Napoleon ist nicht nur an allem schuld, er war mehrfach im und um
den Spessart unterwegs. Auch andere Prominente sollen im Spessart
Gesellschaft Die Handlung des Films „Das Wirtshaus im Spessart“ hätte ohne die gewesen sein, so Siegfried aus der Nibelungensage. Oder war das der
Räuber und Wirtshäuser
Spessartskopf im Odenwald?
Räuberbande ein großes Problem. Räuber und Wirtshaus gehören
also zusammen. Tatsächlich gibt es im 18. und 19. Jh. einige gas- Dr. Gerrit Himmelsbach
tronomische Brennpunkte, von denen aus illegale Unternehmungen 18.09. 1-mal Mo. 18:00-19:30 2 UE 1020247d 10,00 €
ihren Ursprung nahmen – die Spessarträuber waren unterwegs. Online
Wenn wir einen Blick in die Zeit davor werfen und auch die Gegenwart
berücksichtigen, gab und gibt es heute auch noch einen überdurch-
schnittlichen Anteil Straßenraub zwischen Buchen und Eichen?
Einerseits wären die Raubritter zu nennen, die gerne durchreisende
Kaufleute gegen Lösegeld entführten. Andererseits scheint der Wald
heute als Stützpunkt für Raubzüge kaum mehr geeignet, es sei denn
für die Touristen-Räubergruppen.
Dr. Gerrit Himmelsbach
12.06. 1-mal Mo. 18:00-19:30 2 UE 1020244d 10,00 €
Online
Spessartmythen V:
Armut und Wilderer
Ein Grund für den Spessartkongress 1995 in Bad Orb war die Erkennt-
nis, dass die regionale Geschichte nicht nur mit dem Begriff der Ar-
mut gleichgesetzt werden sollte. Diese plagte das Mittelgebirge etwa
zwischen 1750 und 1950, doch nicht nur Glasmacher und Salzsieder
sorgten in der Vergangenheit für einen gewissen Wohlstand – vom Spessartmythen VIII:
Wirtschaftswunder der 1950er-Jahre profitierten auch die Spessarter.
Die Armutsperiode nahm mit dem Merkantilismus im 18. Jh. und mit Natur- oder Kulturlandschaft?
der beginnenden Industrialisierung ihren Anfang. Zu viele Menschen Die letzten Jahrtausende über war die natürliche Sukzession im
mussten nun allein von der Landwirtschaft auf einem sehr nährstoff- Spessart der Buchenwald. Würde der Mensch nicht eingreifen, stün-
armen Boden leben. Dazu kam das von den Landesherren für die Jagd den heute zwischen Schlüchtern und Miltenberg zumeist Buchen.
aufgepäppelte Wild in den umliegenden Wäldern, das die geringen Er- Die Realität ist eine andere und seit einigen Jahren wird viel um
träge weiter schmälerte. Nicht jeder war bereit, das hinzunehmen ... den für den Spessart „passenden“ Wald diskutiert. Dass es sich bei
Feldern um eine vom Menschen kultivierte Landschaft handelt, steht
Dr. Gerrit Himmelsbach außer Frage. Tatsächlich ist dies auch bei den Spessartwäldern der
26.06. 1-mal Mo. 18:00-19:30 2 UE 1020245d 10,00 € Fall. Über Jahrhunderte gestalteten Förster und die Menschen in
Online den Spessartdörfern Aussehen und Nutzung der hiesigen Laub- und
Nadelbäume. Dabei stand bis ins 20. Jahrhundert die Nutzung im